Author: DER SPIEGEL
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Vor dem Champions-League-Finale 2022 versuchten Fans des FC Liverpool lange Zeit vergeblich, ins Stade de France zu kommen
Foto: IMAGO/Adam Davy / IMAGO/PA Images
Laut einer unabhängigen Untersuchung trägt die Europäische Fußball-Union Uefa die Hauptverantwortung für das Zuschauerchaos rund um das Finale der Champions League im Mai 2022 nahe Paris. »Es ist bemerkenswert, dass niemand sein Leben verloren hat«, steht in dem 220-seitigen Bericht, der am Montagabend veröffentlicht wurde und auch das Verhalten der Behörden kritisiert. Die Uefa als Veranstalter des Endspiels zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid (0:1) sei hauptverantwortlich für die Organisationsfehler, »die fast zu einer Katastrophe geführt hätten«.
Die Partie hatte mit mehr als einer halben Stunde Verspätung begonnen, weil es vor dem Stadion in Saint-Denis zu chaotischen Szenen gekommen war. Viele Fans kamen trotz Tickets nicht in die riesige Arena. Die Polizei setzte Tränengas ein, mehr als 230 Menschen wurden verletzt. Der Pariser Polizeipräfekt Didier Lallement räumte als Konsequenz seinen Posten. Auch andere Untersuchungen belegten das Fehlverhalten der Behörden und der Uefa, die zunächst auch Liverpooler Fans Schuld zugewiesen hatte.
»Ich erinnere Sie daran, dass der Trainer von Liverpool vor ein paar Tagen die Fans aufgerufen hat, auch ohne Tickets nach Frankreich zu kommen«, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin damals auf einer Pressekonferenz. Zuvor hatte er bereits zu spät zum Stadion angereiste Liverpool-Fans und Ticketfälschungen für das Drama am Stade de France verantwortlich gemacht. Für beides gab es damals keine eindeutigen Belege.
Die Zahl der mit gefälschten Tickets zum Stadion gekommenen Fans hatte Damanin ebenfalls massiv überschätzt. Er sprach von 30.000 bis 40.000 Menschen ohne oder mit gefälschten Tickets. Laut AFP schätzt die Uefa die Zahl inzwischen deutlich niedriger. Es seien laut einer Quelle 2800 gefälschte Tickets gescannt worden.
Den aktuellen Untersuchungsbericht hatte die Uefa selbst in Auftrag gegeben, der Dachverband trägt auch die Kosten. Die Ergebnisse würden nun analysiert, teilte die Uefa am Montagabend mit. Zudem werde an einer Rückerstattung für die Fans gearbeitet. »Im Namen der Uefa möchte ich mich noch einmal aufrichtig bei all jenen entschuldigen, die betroffen waren«, sagte Uefa-Generalsekretär Theodore Theodoridis einer Mitteilung zufolge.
»Insbesondere möchte ich mich bei den Fans des FC Liverpool für die Erfahrungen entschuldigen, die viele von ihnen beim Besuch des Spiels gemacht haben, und für die Nachrichten, die vor und während des Spiels veröffentlicht wurden, laut denen sie zu Unrecht verantwortlich gemacht wurden.«
vgl/dpa
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