Champions League: Eintracht Frankfurt nach 0:2 gegen SSC Neapel vor dem Aus

Author: DER SPIEGEL

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Unglücklich in die Grätsche des Gegners getreten – und mit Rot vom Platz geflogen: Frankfurts Star-Stürmer Randal Kolo Muani erlebte einen gebrauchten Abend

Foto: Michael Probst / AP

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Aus dem Tritt: Randal Kolo Muani schien es selbst nicht ganz fassen zu können, als er sich nach längerer Verletzungspause wieder aufraffte – und sah, dass Schiedsrichter Artur Dias ihm die Rote Karte entgegenstreckte. Ein Platzverweis? Für den Stürmer der Frankfurter Eintracht? Gegrätscht hatte doch Napolis André Zambo Anguissa. Nur hatte der eben den Ball getroffen, Kolo Muani hingegen trotzdem durchgezogen, um mit der offenen Sohle auf des Gegners Sprunggelenk zu landen. Ein Versehen, sicher, aber eben eine vertretbare Rote Karte, die knapp 30 Minuten vor Spielende einen bitteren Abend für die SGE besiegeln sollte.

Das Ergebnis: 0:2 (0:1) verliert Eintracht Frankfurt vor heimischem Publikum gegen die SSC Neapel. Für die Hessen ist das Viertelfinale in der Champions League in weite Ferne gerückt. Zur Spielmeldung geht es hier.

Ein Nobelpreis für den Fußball: Zu Beginn war die Stimmung noch gelöst. Und warum auch nicht: Europapokal gegen den Spitzenreiter der Serie A, Champions-League-Achtelfinale – wegen solcher Abende wird manch kleines Kind zum Fußballfan. Benjamin List, Jahrgang 1968, war mal eines dieser Kinder, den Sieg im Uefa-Pokal 1980 sah der gebürtige Frankfurter live im Stadion. 2021 gewann List den Nobelpreis für Chemie. Nun kündigte er an, seine Medaille in die Zukunft eines seiner Lieblingsspieler investieren zu wollen: »Daichi Kamada – wenn der ginge, das würde mir das Herz brechen«, sagte List bei Amazon Prime. Kamadas Vertrag läuft im Sommer aus. »Wenn er bleibt, gebe ich sie ihm.«

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Der feine Unterschied: Dann rollte der Ball, und fünf Minuten lang schien die Eintracht das Geschehen auf dem Platz sogar auf Augenhöhe gestalten zu können. Kolo Muani kam nach einer feinen Bewegung im Strafraum zum Abschluss. Dann übernahm die Mannschaft das Kommando, die die Serie A mit 15 Punkten Vorsprung anführt: Napoli war ballsicher, giftig, spielfreudig – und nach einer halben Stunde dann auch immer wieder gefährlich. Nach 35 Minuten wurde der Unterschied zwischen Überraschungs- und Übermannschaft dann erstmals deutlich.

Es wäre auch zu einfach: Dann nämlich, als Hirving Lozano – der Hirving Lozano, der Mexiko bei der WM 2018 zum Sieg gegen Deutschland geschossen hatte – einen herrlichen Steilpass erlief und den Ball an den Pfosten drosch. Glück für die Eintracht, das nicht lange hielt: Beim Versuch, den Ball zu erklären, unterlief Aurélio Buta ein Vorbote auf die Fehltritte, die noch kommen würden. Anstatt des Balls traf er den von hinten heranrauschenden Victor Osimhen. Elfmeter, klar. Aber: kein Tor. Denn vom Punkt treffen dürfte das einzige sein, was Napoli in dieser Saison nicht gelingt: Nachdem Osimhen und Piotr Zielinski schon in der Gruppenphase verfehlt hatten, scheiterte nun Khvicha Kvaratskhelia an Kevin Trapp (36.).

Parade-Beispiel: Kevin Trapp war immer wieder gefordert, hier beim Strafstoß von Khvicha Kvaratskhelia

Foto: IMAGO/osnapix

Die zweite Welle, und die dritte: Aus dem Schneider war die Eintracht aber noch lange nicht. Denn wer wie Napoli auch ohne Präzision vom Punkt 20 Tore in sechs Gruppenspielen der Königsklasse schießt, der hat nicht nur die Mittel, zum Torerfolg zu kommen. Der hat auch Hunger und Effizienz: Mario Götzes Fehlpass landete über Lozano blitzschnell im Zentrum bei Osimhen, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (40.). Neapel hatte die SGE in wenigen Minuten gleich mehrfach überrollt. Nur zwei Minuten später gab es dieselbe Kombination noch einmal, diesmal kam ein Abseitspfiff der Eintracht zur Rettung.

War das Rot? Die zweite Hälfte geriet dann spätestens nach dem Platzverweis gegen Kolo Muani zum Muster ohne Wert, Frankfurt hatte Glück, dass es gegen Kräfte schonende Italiener in Unterzahl beim 0:2 durch Giovanni di Lorenzo blieb (65.), der eine lässige Hacken-Vorlage des in Kampanien schon »Kvaradona« getauften Kvaratskhelia verwertete. Die Rote Karte aber sorgte nach Spielende noch für Zündstoff. »Ich finde es hart, in einer Offensivaktion eine Rote Karte zu geben«, gab Götze sich diplomatisch, nachdem er auf dem Platz noch Gelb wegen Meckerns gesehen hatte. Amazon-Experte Matthias Sammer platzte indes förmlich der Kragen. »So eine arrogante Ausstrahlung«, schimpfte Sammer über Referee Dias. »Der Schiedsrichter hat mir sowieso nicht gefallen.«

Harte Entscheidung: Artur Dias’ Rote Karte gegen Randal Kolo Muani kam nicht überall gut an

Foto: Uwe Anspach / dpa

Jetzt muss ein Wunder her: Die fabelhafte Reise der Frankfurter Eintracht durch Europa dürfte nun in Neapel ihr Ende finden. »Wir haben noch ein zweites Spiel«, erinnerte Götze nach Abpfiff. Doch ohne den gesperrten Topscorer Kolo Muani am 15. März auswärts gegen eines der formstärksten Teams des Kontinents zu bestehen, dürfte ganz, ganz schwer werden.