Champions League: So dominierten Edin Džeko und Inter die AC Mailand im Stadtderby

Author: DER SPIEGEL

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Kopf an Kopf: Edin Džeko und Lautaro Martínez ergänzen sich im Inter-Sturm perfekt

Foto: IMAGO/www.imagephotoagency.it / IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

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Diesseits von Edin: Eigentlich ist Edin Džeko gar nicht mehr Stammkraft bei Inter Mailand. Und das ist keine Schande: Der Bosnier, der vor 14 Jahren den VfL Wolfsburg zur Deutschen Meisterschaft schoss, ist inzwischen 37 Jahre alt und entsprechend langsam. Trotzdem vertraute Simone Inzaghi im Derby gegen die AC Mailand nicht dem zuletzt formstarken Romelu Lukaku, sondern Džeko – und der zahlte das schon nach sieben Minuten zurück: Im Stehen setzte er sich gegen Milan-Kapitän Davide Calabria durch und schoss einen Eckball volley zur Führung ins Netz. Körperlichkeit, Technik und Torgefahr, davon lebt Džeko nun schon seit zwei Jahrzehnten. Es sind Attribute, die sich bis ins hohe Fußballer-Alter halten – und wo es nicht ums blitzschnelle Kontern geht, fällt der Hang zum Stehgeigertum kaum ins Gewicht.

Das Ergebnis: 2:0 (0:0) entscheidet Inter Mailand das Hinspiel gegen den Stadtrivalen AC Mailand für sich. Es winkt den Nerazzuri das erste Finale seit dem Gewinn der Königsklasse 2010. Hier geht es zum Spielbericht.

Die Prominenz schlägt in Mailand auf: Wenn sich im Mai die Elite des Tennissports in Italien versammelt, dann normalerweise nicht in der Lombardei, sondern zum ATP-Masters in Rom. Während auf dem Centre Court in der Hauptstadt am Mittwochabend Andy Murray und Fabio Fognini ihr Erstrundenmatch ausspielten, hatten die topgesetzten Spieler frei – und machten sich auf in den Norden, um ein bisschen Königsklasse zu schauen. Lokalmatador Matteo Berrettini kam mit Freundin, der Weltranglistenerste Novak Djoković plauschte indes mit dem verletzten Milan-Stürmer Zlatan Ibrahimović.

Tennis-Star Novak Djoković war als Edelfan der AC Mailand zugegen

Foto: ALESSANDRO GAROFALO / REUTERS

Der beste Spieler, den keiner kennt: Wer zu den Fußballbegeisterten zählt, wird von Rafael Leão gehört haben. Der hochgewachsene Portugiese mit dem unglaublichen Antritt gehört zu den spektakulärsten Flügelstürmern dieses Planeten, er war Schlüsselfigur beim Meistertitel der AC Mailand in der Vorsaison. Nur: International erhält so ein »Scudetto« kaum Aufmerksamkeit, auch im Nationalteam bei der WM in Katar hatte Leão fast keine Bühne erhalten. Würde sich das nun ändern, im Halbfinale des größten europäischen Klubwettbewerbs? Leider nicht: Leão fehlte mit einer Adduktorenverletzung im Milan-Kader. An diesem Abend war der kommende Weltstar, der vor einer Vertragsverlängerung in Mailand stehen soll, nur ein Zuschauer mit Anglerhut.

1,88 Meter, 20 Torbeteiligungen in der Serie A, schon fünf Assists in der Champions League: Ein fitter Rafael Leão steht für Gefahr

Foto: ALESSANDRO GAROFALO / REUTERS

Sie brechen auseinander: Džekos frühem Treffer folgte ein herrlicher Angriff, an dessen Ende Federico Dimarco das Auge für Henrikh Mkhitaryan hatte, der von ganz weit hinten bis an den Strafraum durchgelaufen war und dort eine bizarr große Lücke in der Milan-Defensive ausnutzte (11. Minute). Es folgte Inter-Chance um Inter-Chance, die Blau-Schwarzen gewannen im Mittelfeld fast jeden Zweikampf und suchten blitzschnell den Abschluss. Dass nach nur 18 Minuten auch noch Milan-Kreativzentrale Ismaël Bennacer verletzt vom Platz musste, ließ die Partie noch mehr in Richtung Inters kippen.

Die neue Vorsicht an der Pfeife: Das bislang letzte Derby della Madonnina in der Champions League allerdings dauerte keine 90 Minuten: Als es in der Saison 2004/2005 Flaschen und Feuerzeuge auf die Spieler regnete, brach Schiedsrichter Markus Merk die Partie ab, die AC gewann am grünen Tisch. Dass diesmal kaum Tumulte ausbrachen, lag auch an Referee Jesús Gil Manzano: Der Spanier leitete die Partie streng, aber besonnen, und war sich nicht zu fein, eine vermeintliche Elfmeterszene zugunsten Inters noch einmal in der Zeitlupe zu begutachten. Dabei war die Eingriffsschwelle für den Video-Assistenten kaum erreicht, Simon Kjaer hatte Lautaro Martínez berührt – wohl aber nicht gefoult, sodass die Korrektur der Fairness zuträglich wirkte.

Kam mit nur drei Gelben Karten und ohne grobe Fehler durch das Derby: Schiedsrichter Jesús Gil Manzano (l., im Zwiegespräch mit Milans Mike Maignan) leitete das Spiel routiniert

Foto: Clive Rose / Getty Images

Der Dirigent im Pfeifkonzert: Man musste Hakan Çalhanoğlus Auswechslung in der 78. Spielminute nicht im TV-Bild sehen, um sie mitzubekommen – man musste nur den Pfiffen lauschen. Der ehemalige Bundesliga-Profi war vor zwei Jahren von der AC zu Inter gewechselt, natürlich nicht im Guten. Nach dem Meistertitel ohne den Ex-Spielmacher hatten Milan-Profis wie Theo Hernández Çalhanoğlu mit Häme und Beleidigungen überschüttet. Çalhanoğlu gab die Antwort auf dem Platz: Eckball-Vorlage zur Führung (7.), ein Pfostenschuss (16.), das halbe Ticket ins Finale.

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Wer taugt zum Riesentöter? Kommenden Dienstag (21 Uhr, Stream: Amazon Prime) entscheidet sich, welcher der beiden Mailänder Klubs ins Finale einzieht. Nach dieser handzahmen Leistung und mit der 0:2-Hypothek mag man die AC schon fast abschreiben, selbst bei einer Leão-Rückkehr. Für die Spannung im Endspiel wäre das wohl auch nicht so verkehrt: Der giftigen Spielweise Inters mag man eher zutrauen, auch Giganten wie Real Madrid oder Manchester City beizukommen. Milans Aufbäumen in Halbzeit zwei fand jenseits eines Tonali-Schusses an den Außenpfosten (63.) kaum statt.