Union Berlin besiegt den SC Freiburg: Die Schlosserjungs öffnen die Tür zur Champions League

Author: DER SPIEGEL

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Spiderman Sheraldo Becker feiert sein 2:0

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ANNEGRET HILSE / REUTERS

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Szene des Spiels: In der 35. Minute macht Union-Stürmer Sheraldo Becker das, was er am allerbesten kann: Er läuft seinen Gegenspielern davon. Von Robin Knoche zudem exzellent freigespielt, tunnelt er Freiburgs Torwart Mark Flekken und erzielt das 2:0. Anschließend macht Becker das, was er offenbar nicht so gut kann: Er zieht sich eine Spider-Man-Maske über und benötigt dafür zwei Versuche, bis sie endlich richtig herum sitzt. Die Gelbe Karte für diesen albernen Mummenschanz gibt es obendrauf.

Ergebnis des Spiels: 4:2 besiegte Union Berlin den SC Freiburg im Verfolgerduell. Neben dem zweifachen Torschützen Becker (35./38 Minute) trafen Kevin Behrens (15.) und Aïssa Laïdouni (80.) für den 1. FC Union, für den SC Freiburg verkürzten zwischenzeitlich Manuel Gulde (56.) und Vincenzo Grifo (65.). Die Schlosserjungs aus Oberschöneweide, wie sie vor Anpfiff jedes Heimspiels gefeiert werden, öffnen die Tür zur Champions League.

Die erste Halbzeit: Union legt los, wie man es von einem Team, das jetzt 22 Heimsiele am Stück ungeschlagen ist, erwarten darf. Kevin Behrens, vor seiner Union-Zeit beim SV Wilhelmshaven, bei Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen, dem 1. FC Saarbrücken und dem SV Sandhausen tätig, eröffnet den Torreigen. Dann legt Spider-Man zweimal nach. Zur Pause scheint schon alles klar.

Die zweite Halbzeit: Freiburg will es noch einmal wissen. Nach den zwei Pleiten gegen RB Leipzig im Pokal und in der Liga geht die Kurve leicht nach unten, aber sie können es immer noch: Gulde und Grifo mit einem lässigen Panenka-Elfmeter verkürzen, aber Union macht Union-Dinge: Ein überfallartiger Konter über Becker wird von Laïdouni vollendet, das Spiel ist gelaufen.

Spieler des Spiels: Sheraldo Becker, vor seiner Union-Zeit bei PEC Zwolle und ADO Den Haag in der Ehrendivision, steht nun bei elf Saisontreffern. Er ist der erste Union-Spieler, dem es gelingt, 18 Scorerpunkte in einer Bundesliga-Spielzeit zu sammeln. Er ist in dieser Partie an allen vier Toren beteiligt, das ist in dieser Saison überhaupt noch keinem Bundesligaspieler gelungen. Ein Becker-Hecht als Jubelgeste statt der Maske, das wäre es doch noch. Dafür gibt’s auch keine Verwarnung.

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4 – Sheraldo Becker ist der erste Spieler von Union Berlin, der in einem Bundesligaspiel an vier Toren direkt beteiligt ist (2 Tore, 2 Vorlagen). Er ist zudem der erste Spieler ligaweit mit vier Torbeteiligungen in einer Partie in dieser Saison. Quartett. #FCUSCF https://t.co/OgPXAcIwtE

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4 – Sheraldo Becker ist der erste Spieler von Union Berlin, der in einem Bundesligaspiel an vier Toren direkt beteiligt ist (2 Tore, 2 Vorlagen). Er ist zudem der erste Spieler ligaweit mit vier Torbeteiligungen in einer Partie in dieser Saison. Quartett. #FCUSCF https://t.co/OgPXAcIwtE

— OptaFranz (@OptaFranz) May 13, 2023

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Duell des Spiels: Berlin, du Stadt, in der man alles hat. Hertha droht der Abstieg, Union Berlin winkt die Champions League. Was für ein Paradigmenwechsel innerhalb von vier Jahren. Die Stadt ist wieder einmal geteilt. Aber so was von.

Statistik des Spiels: Union Berlin hat sein Torekonto nun auf 48 aufgestockt, das sind als vorläufiger Tabellendritter 41 Tore weniger als der Tabellenführer FC Bayern. Es ist sogar ein Tor weniger, als der Tabellenzwölfte Werder Bremen aufweist. Das Prunkstück des Teams war immer woanders: Dafür hat man eben nur 34 Gegentreffer kassiert, das kann sonst nur der FC Bayern von sich behaupten. Und wenn man sieht, wie sich Abwehrchef Robin Knoche in jeden Ball im Strafraum hineinwirft, wundert man sich, dass es überhaupt 34 geworden sind.

Jubiläum des Spiels: Vor der Partie wurde Union-Kapitän Christopher Trimmel für sein 300. Pflichtspiel für die Berliner geehrt. Sein Kapitäne-Pendant Christian Günter setzte da noch einen drauf. Für ihn war es das 300. Bundesligaspiel für den Sport-Club. Sehr viel mehr zu feiern hatte das Team von Christian Streich nicht. Der Elf geht auf der Zielgeraden ein wenig die Puste aus. Aber sie seien getröstet: They have a grandiose Saison gespielt.

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Zitat des Spiels: »So ne Scheiße, Champions League«, sangen die Union-Fans. Da spielte viel Ironie mit. Dass sie zuvor großflächig mit Plakaten gegen die Investorenpläne der DFL mobil gemacht hatten, war dagegen sehr ernst gemeint. Das ist die Ambivalenz, in der Union Berlin als jetziger Spitzenklub in der Bundesliga steckt. Und aus der man nur noch sehr schwer herauskommt.

Erkenntnis des Spiels: Klassenerhalt in der ersten Bundesligasaison, dann Conference League in der zweiten Saison, dann Europa League in der dritten Spielzeit, jetzt vermutlich Champions League. Da bleibt für Union Berlin im nächsten Jahr wohl nur noch eine Treppenstufe zum Klettern. Die Fans dürfen schon mal üben: »So ne Scheiße, Super League«.