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Hamburger SV – Horst Hrubesch soll Aufstieg retten: Lass das mal den Papa machen

Author: DER SPIEGEL – Sport

Wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in der Vergangenheit in eine personelle Notlage geriet, war Horst Hrubesch stets bereit zu helfen. Als Hansi Flick 2017 nicht mehr DFB-Sportdirektor sein wollte, erledigte Hrubesch diese Aufgabe für kurze Zeit. Als Bundestrainerin Steffi Jones bei den Fußballerinnen gehen musste, führte Hrubesch die Frauen zur WM 2019. Er war auch Trainer sämtlicher DFB-Juniorenmannschaften, 2016 gewann er die Silbermedaille mit der deutschen Fußball-Olympiaauswahl. Die Fußballlegende übernahm in den vergangenen 20 Jahren so ziemlich jeden Posten beim DFB.

Jetzt, da es heftige Kritik am DFB-Präsidenten Fritz Keller gibt, scheint die Allzweckwaffe Hrubesch allerdings nicht als möglicher Nachfolger infrage zu kommen.

Seit dieser Saison leitet Horst Hrubesch, 70 Jahre, das Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV. Es sollte seine letzte Position im Fußball werden. Aber nun haben die schlechten Ergebnisse den HSV mal wieder eingeholt, und der Routinier wird doch noch an der Seitenlinie gebraucht: Es ist Frühling geworden – und der HSV scheint den Aufstieg auch im dritten Zweitligajahr auf den letzten Metern noch zu verspielen. Trainer Daniel Thioune musste nun gehen, sein Nachfolger heißt für die letzten drei Saisonspiele Horst Hrubesch.

»Pragmatisch« wolle er die Aufgabe angehen, erklärte Hrubesch im Vereinsinterview. Besser kann man den Trainer Hrubesch kaum zusammenfassen. Auf all seinen Stationen stellte er das »Wir« in den Vordergrund, er sagte immer wieder mal, dass Fußball eine Schweißarbeit sei, bei der man kämpfen müsse – und Spaß haben soll.

Er war wie ein Vater

Hrubesch ist ein Mann der alten Schule, der viel Wert auf Grundlagen legt, und doch ist er einer, der den berühmten frischen Wind in eine Mannschaft bringen kann. Gerade bei den jungen DFB-Kickern kam er mit seiner offenen Art gut an, Frankfurts Amin Younes hob Hrubesch als einen besonderen Trainer hervor. »Er ist ein toller Mensch und war wie ein Vater für uns«, sagte die Nationalspielerin Leonie Maier über Hrubesch.

»Trainingsdetails, Ansprachen, Machen«, das soll dem HSV nun helfen, sagte Hrubesch, der als aktiver Profi von 1978 bis 1983 für den HSV spielte und in dieser Zeit 132 Treffer in 211 Pflichtspielen erzielte. Neben Uwe Seeler ist wohl kein anderer ehemaliger Profi so anerkannt wie Hrubesch. Sie sind Ikonen, stehen für eine bessere Zeit beim HSV, für eine Zeit, die bis heute dafür sorgt, dass die Messlatte am Volkspark traditionell hoch hängt.

Hrubesch war als Spieler zwischen 1978 und 1983 eine Legende beim HSV: 132 Treffer in 211 Pflichtspielen Hrubesch war als Spieler zwischen 1978 und 1983 eine Legende beim HSV: 132 Treffer in 211 Pflichtspielen Bild vergrößern

Hrubesch war als Spieler zwischen 1978 und 1983 eine Legende beim HSV: 132 Treffer in 211 Pflichtspielen

Foto: via www.imago-images.de/ imago images/Thomas Zimmermann

Und nun scheint der HSV wieder einmal hinter den Erwartungen zurückzubleiben. Hrubesch sagte: »Wir müssen alles daran setzen, den Mist, den wir verbockt haben, wieder geradezurücken.«

Es war viel »Mist« im Jahr 2021. Seit fünf Partien ist der Klub sieglos, Anfang April reichte in Hannover nicht einmal mehr eine 3:0-Führung zum Sieg, danach verlor man gegen Darmstadt und Sandhausen, zuletzt gab es gegen Regensburg und den Karlsruher SC jeweils nur einen Punkt.

Die Tormaschine Simon Terodde traf in der Rückrunde nur noch viermal, Sven Ulreich war nicht immer der Rückhalt zwischen den Pfosten, wie man sich das eigentlich von einem Ex-Bayern-Spieler erhofft hat. Die gute Ausgangslage nach der Hinrunde, 36 Punkte, Tabellenerster, ist wieder verspielt worden.

Nachfolger und Vorgänger: Horst Hrubesch (links) mit Daniel Thioune Nachfolger und Vorgänger: Horst Hrubesch (links) mit Daniel Thioune Bild vergrößern

Nachfolger und Vorgänger: Horst Hrubesch (links) mit Daniel Thioune

Foto: Philipp Szyza/ imago images/Philipp Szyza

Die letzte Hoffnung am Volkspark schien dieser Tage Holstein Kiel zu sein, dass der Klub nach seiner doppelten Corona-Quarantäne doch noch einbricht und nicht mehr an den Hamburgern vorbeikommt. Der HSV steht aktuell zwar auf dem Relegationsplatz und hat zwei Punkte Vorsprung vor Kiel, aber der Kontrahent hat noch drei Nachholspiele in der Hinterhand. Selbst wenn der HSV nun alles gewinnt, muss er auf Patzer der Konkurrenten hoffen.

Und er hofft auf Hrubesch, der es auf seinen letzten Trainerstationen immer wieder geschafft hat, für Aufbruchstimmung zu sorgen. »Er hat uns vor allem die Sicherheit wiedergegeben. Wir waren total verunsichert, es hat nichts mehr funktioniert, selbst die einfachsten Pässe wurden zu Fehlpässen«, sagte Melanie Leupolz über Hrubesch als Nationaltrainer der Frauen, aber es klingt auch sehr nach der Situation beim HSV.

Keine Kontinuität auf der Trainerposition

Zuletzt kamen Gerüchte auf, dass Thioune den Vereinsbossen mitgeteilt haben soll, er erreiche die Mannschaft nicht mehr. Torwart Ulreich hatte jüngst gesagt, dass Thioune ein junger Trainer in einem schwierigen Umfeld sei. »Nach der Saison muss man analysieren und Schlüsse daraus ziehen.« Das klang bereits sehr kühl gegenüber dem Trainer, der angeblich für 300.000 Euro Ablöse vom VfL Osnabrück gekommen war.

Die Hrubesch-Berufung bedeutet, dass es der HSV mal wieder nicht geschafft hat, Kontinuität auf die Trainerposition zu bekommen. Nach Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking und Thioune ist Hrubesch schon der fünfte Zweitliga-Trainer beim HSV, der die Mission Aufstieg erfüllen soll. Und, so viel ist sicher, Hrubesch soll nur für den Rest dieser Saison bleiben.

Um endlich den Aufstieg zu schaffen, hatte der Klub auf viele erfahrene Spieler gesetzt: Ulreich, Terodde, Klaus Gjasula, Toni Leistner, Aaron Hunt. Es sind Spieler, die für Zweitligaverhältnisse viel verdienen dürften – und aufgrund ihres Alters keinen Verkaufswert mehr haben, was nicht gerade zur Entspannung in der finanziellen Situation des HSV beiträgt. Die sportliche Lage haben diese Spieler auch nicht verbessert, das wird jetzt die Aufgabe von Horst Hrubesch. Viel Zeit bleibt ihm nicht.

Hrubesch hat das Schwere immer einfach aussehen lassen, so einen Typen kann man beim HSV gut gebrauchen. Dass sie ihn aber überhaupt brauchen, zeigt, wie desaströs das Jahr 2021 beim HSV bisher gewesen ist.

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